Turner Thomas Andergassen zeigt:

Oberreitnau ist Olympia

OBERREITNAU - Wenn Thomas Andergassen aus Oberreitnau bei Lindau bei den Olympischen Spielen als Mitglied der deutschen Turnmannschaft an Barren oder Reck turnt, ist es in Deutschland noch duster. Dennoch sitzt seine Familie gebannt vor dem Fernseher. Auch um vier Uhr morgens. In Peking ist es dann schon 10 Uhr am Vormittag.

Die Müdigkeit der Andergassens ist schnell verflogen. Thomas beginnt seinen Wettkampf im Finale der deutschen Kunstturner-Herren bei den Olympischen Spielen in Peking mit den Ringen. Er bekommt eine gute Wertung: 15,5 - und ist damit sogar noch besser als am Samstag. "Thomas ist heute gut drauf", freut sich seine Mutter. Alle stimmen ihr zu.

Ja, der Oberreitnauer Kunstturner strahlt heute Optimismus, Zuversicht und Gelassenheit aus. Die nächste Disziplin ist seine Königsdisziplin: Das Pferd. Er turnt es durch. "Das sind super komplizierte Übungen!" bewundern seine heimatlichen Zuschauer. Und freuen sich am Ende mit ihm, weil er alles meistert.

Ein paar Stunden später. Die Aufregung hat sich gelegt. Melly, die Freundin von Thomas, hat mit ihm telefoniert und ruft gleich die Familie Andergassen an: "Thomas ist super happy!" , erzählt die Mutter nach dem Gespräch mit ihr. "Er freut sich total über den vierten Platz. Die ganze Mannschaft freut sich."

Vierter Platz ist "der Wahnsinn"

Die deutschen Kunstturner bleiben bis zum Ende der Olympischen Spiele im olympischen Dorf in Peking, weiß Siglinde Andergassen. "Sie werden sich die anderen Wettkämpfe anschauen und genießen." Der vierte Platz sei zwar eine undankbare Position, weil es kein Treppchenplatz ist und es keine Medaille gibt, aber bei den Olympischen Spielen Vierter zu werden, "ist trotzdem der Wahnsinn", lobt die Mama. Die deutschen Turner sind die beste europäische Mannschaft vor China, Japan und den USA.

Kurz sah es sogar so aus, als würden sie Bronze bekommen. "Da ging bei uns vielleicht die Post ab", lacht Siglinde Andergassen. Dass Fabian Hambüchen vom Reck gestürzt ist, sei nicht die Ursache für den vierten Platz, meint sie. "Auch anderen sind Fehler passiert. Das geht schnell." Am meisten freut sich die Familie darüber, "dass es Thomas so gut geht. Er hat eine tolle Leistung gezeigt, und wir wissen, wie viel ihm das bedeutet!"

Bürgermeister Karl Schober erzählt: "Ich kenne Thomas von Klein auf. Er hat schon mit meinen Kindern geturnt. Die Olympischen Spiele rücken durch ihn sehr nahe." Er habe sich die Wiederholung der Finale-Übertragung um sieben Uhr angeschaut. "Dass die Deutschen den vierten Platz gemacht haben, empfinde ich als Sensation. Da treffen sich die besten Turner der ganzen Welt, und unsere werden vierte. Ich gönne Thomas diesen Erfolg zum Abschluss seiner internationalen Karriere so sehr

Thomas Andergassen: Kraftvolle Eleganz an den Ringen